Der Riese Bockerlfraß
Diese kurze aber sehr nette Sage habe ich auf einer Wanderung auf dem Anninger entdeckt.
Vor vielen Jahren hauste unter der Breiten Föhre ein furchterregender Riese. Unfreundlich wie er war, verscheuchte er alle Bewohner des Waldes. Einzig ein schönes Hauermädchen gefiel ihm, das er daraufhin verschleppte und zu seiner Frau machen wollte. Dieses liebte jedoch einen Hauerburschen aus Mödling. Als es weinte und klagte, gab ihm ein Eichkätzchen den Rat: „Erzähle dem Riesen, wenn innerhalb dreier Tage niemand von der Breiten Föhre ein Bockerl nimmt, werde ich deine Frau“. Tag und Nacht wachte der Riese an dem Baum. Am Ende des dritten Tages warf ihm das Eichkätzchen einen abgenagten Zapfen auf den Kopf und rief: „s‘ Eichkatzerl hat’s Bockerl g’holt“. Wütend über die verlorene Wette warf der Riese Steine ins Tal – das Mädchen aber war frei.
Wehe dem aber, der in einer Sturmnacht den Namen „Bockerlfraß“ im Bereich des alten Baumes nennt! Eine Riesenfaust dreht ihm das Genick um.
Ob die Redewendung „(die) Bockerlfraß kriegen – (bei einer Tätigkeit) verrückt werden“ damit etwas zu tun hat, habe ich nicht herausgefunden – aber wer weiss.